"Vier Jungs sitzen auf Bierbänken vor einem Kiosk in Prenzlauer Berg. Sie spielen in der Band ISOLATION BERLIN, die – wie der Name schon sagt – aus der Hauptstadt kommt. Sie sind alle Mitte 20, zugezogen, und noch erkennt sie niemand hier im Kiez. Doch es wäre arg verwunderlich, wenn sich das nicht schon sehr bald ändern würde. Denn ISOLATION BERLIN sind mehr als nur eine talentierte Indie-Rock-Band aus Berlin, sie sind eine sensationelle deutsche Band, deren Großartigkeit sich seit gut einem Jahr herumspricht und das, obwohl ihr Debütalbum noch nicht einmal erschienen ist", schrieb der 'Tagesspiegel' vor einiger Zeit.

Besagtes Debütalbum von ISOLATION BERLIN trägt den Titel "Und aus den Wolken tropft die Zeit" und kam nun Ende Februar beim Label Staatsakt heraus, bei dem unter anderem auch BONAPARTE, FRAKTUS sowie JA, PANIK beheimatet sind. Zeitgleich erschien dort auch die Kollektion "Berliner Schule/Protopop" mit den ersten beiden EPs der Band ("Aquarium" und "Körper") sowie zwei Bonus-Songs: Einer Coverversion von NINA HAGEN und einer von JOY DIVISION ("Isolation").

Noch vor Erscheinen des Debüts war sich die 'taz' sicher: "Die nächste große heimische Band" seien ISOLATION BERLIN. Und das 'Intro' meinte: Schon "an den ersten Songs dieser Hauptstädter stimmte so viel, dass sie die ersten Kandidaten dafür sind, den deutschsprachigen Pop im Jahr 2016 zu prägen".

Attribute wie "poetisch, melancholisch, düster und laut" werden genutzt, um den Sound der noch jungen Berliner (sic!) Band zu umschreiben, die Musiker selbst sprechen von "Berliner Schule/Proto-Pop" (weil: "irgendwas musste ja drauf schreiben") und ihre Plattenfirma nennt es "Depro-Wave-Rock". Auch das Label "Post-Punk" wäre nicht verkehrt (live klingen ISOLATION BERLIN zudem ungleich aggressiver als auf Platte), und je nach Gemengelage meinen geneigte Zuhörer gleichermassen RIO REISER und die TON STEINE SCHERBEN als auch die FEHLFARBEN, JOY DIVISION sowie psychotischen Noise-Rock als Inspirationen zu entdecken.

Das Berliner Lebensgefühl, das ISOLATION BERLIN transportieren, wirkt befremdlich. Ist Berlin nicht mittlerweile eine bunte, weltoffene Stadt, die die Mauerzeittristesse längst überwunden hat? Und da singen ISOLATION BERLIN nun: "Ich glaub, ich nehm die nächste U-Bahn zum Bahnhof Zoo und häng mich auf im Damenklo" und über Schmerz, Liebeskummer, Verlustangst, Depression, Selbsthass, Suizid. Und das nicht irgendwie verklausuliert, sondern ziemlich direkt.

Wenn solche Textzeilen mit einer existenziellen Inbrunst vorgetragen werden wie bei Tobias Bamborschke, dem Sänger von ISOLATION BERLIN, der in seiner lakonisch-schnodderigen Art mal an RIO REISER zu Zeiten von TON STEINE SCHERBEN und mal an JONATHAN RICHMAN erinnert, aber auch urplötzlich schreien kann wie der Frontmann einer New Yorker Hardcore-Band und gelegentlich das R rollt wie Till Lindemann von RAMMSTEIN, dann gefriert einem wirklich das Herz.

Wären ISOLATION BERLIN ein Berlinfilm, dann wären sie "Christiane F.".

Hörproben von ISOLATION BERLIN: Acht Songs unter soundcloud.com/isolationberlin

Videos von ISOLATION BERLIN:
Fahr Weg | In Manchen Nächten | Körper | Isolation Berlin | Alles Grau | Aquarium

Mehr Informationen zu ISOLATION BERLIN: Facebook | Staatsakt