There's No Business Like... Rock'n'Roll!
File under: Das Detroit-Garage-Rock & Soul-Paket der Superlative!

Dienstag, 20. November 2001 · 21.00 Uhr

THE DIRTBOMBS
Die neueste Band um Blues-Punk-Legende Mick Collins (THE
GORIES, BLACKTOP, THE DEMOLITION DOLL RODS, KING
SOUND QUARTET, THE SCREWS und Produzent von ANDRE
WILLIAMS) spielt in ungewöhnlicher Besetzung (zwei Bässe und
zwei Schlagzeuge!) absolut genialen und eigenständigen Garage-
Blues-Rock'n'Roll, der neuerdings sehr stark vom Soul der 60er
Jahre geprägt ist (auf dem aktuellen Album "Ultraglide In Black"
werden ausschließlich alte Soul-Klassiker nachgespielt)!

BANTAM ROOSTER
Das nach einer Hühnerrasse benannte Duo aus Detroit veröffentlichte
früher bei Crypt Records und ist eine der eigenständigsten Blues-Punk-
Bands! Ihre Blues-Punk-Stomper erinnern etwas an die JON SPENCER
BLUES EXPLOSION und besitzen grundsätzlich Ohrwurmcharakter!

THE COME ONS
Die aus zwei Mädels und zwei Buben bestehende Band aus Detroit spielt
"ass-shaking" 60's-Party-Soul und Rhythm'n'Blues im Garage-Sound und
mit Orgel – nicht zuletzt durch die Sängerin erinnert ihr Sound etwas
an die genialen DETROIT COBRAS! Non-Stop-A-Go-Go-Party!

Le Fonque
Wilhelmsplatz 10 · Stuttgart-Mitte
(Wegbeschreibung unter
www.Club-LeFonque.de)

Detroit. Auch als "Motorcity" bekannt (daher der Begriff "Motown"). So etwas wie das nordamerikanische Pendant zum süddeutschen Stuttgart – zumindest was die Autoproduktion betrifft. Denn auf musikalischem Gebiet wäre natürlich jeder Versuch eines Vergleichs schlichtweg lachhaft! Die nordamerikanische Autometropole hat – ganz im Gegensatz zu Stuttgart – der populären Musik der letzten 50 Jahre ihren Stempel aufgedrückt: Dem Rhythm'n'Blues in den 50er, dem Soul in den 60er und 70er Jahren, dem sogenannten Detroit-Rock von THE STOOGES oder MC5 Ende der 60er Jahre. Und auch heutzutage bietet Detroit in Sachen Rock'n'Roll einiges – was nicht zuletzt dieses Detroit-Garage-Rock & Soul-Paket der Superlative beweist!

THE DIRTBOMBS: Es kommt nicht oft vor, daß man Mick Collins – den "Originator of Blues-Punk" (wie ihn die amerikanische Presse nennt), den omnipotenten Musiker (THE GORIES, BLACKTOP, KING SOUND QUARTET, THE COURVAIRS, THE DEMOLITION DOLL RODS, THE SCREWS) und Produzenten (u.a. ANDRE WILLIAMS, THE DIRTYS) in unseren Breiten zu sehen bekommt – jetzt ist es endlich mal wieder soweit!

Den Grundstein zu seinem "Kultstatus" legte er mit seiner 1986 gegründeten (und 1992 aufgelösten) Band THE GORIES, die eine ganze Generation junger Garage-Musiker beeinflußte. Der dürre schwarze Riese produzierte mit dem Trio (zwei Gitarren und ein Minimal-Schlagzeug, kein Bass) eine für damalige Verhältnis absolut revolutionäre Melange aus 60's-Garage-Rock, Lo-Fi-Noise, Blues der Schellack-Ära und Rhythm'n'Blues; primitiver, bis auf das Skelett abgemagerter Rock'n'Roll- und Blues-Punk, den man bis dahin in dieser Form noch nie gehört hatte. Einige ihrer Platten (unter anderem erschienen bei New Rose und Crypt Records und zum Teil produziert von Alex Chilton) zählen heute zu den meistgesuchtesten Sammlerstücken des modernen Garage-Rock'n'Rolls.

THE DIRTBOMBSNach dem Split von THE GORIES formierte Mick Collins rastlos immer neue Bands, die teilweise nur für eine einzige Veröffentlichung bestanden: BLACKTOP (mit Mitgliedern von FIREWORKS und 68 COMEBACK), THE DEMOLITION DOLL RODS (zusammen mit zwei Frauen, Mick Collins selbst trat auch in Frauenkleidern auf) oder THE SCREWS – um nur einige zu nennen. Daneben war er Gastsänger bei ROCKET FROM THE CRYPT, Remixer für die JON SPENCER BLUES EXPLOSION, nahm gemeinsam mit Jack Oblivian (THE OBLIVIANS) und Mike Maker (THE MAKERS) den Soundtrack zu dem Film "Sore Losers" (neulich bei Vox zu sehen) auf und bildete gemeinsam mit Dan Kroha, seinem alten Kollegen von THE GORIES, die Backing-Band von ANDRE WILLIAMS. Doch damit nicht genug: Er war mit der Noise-/Performance-Gruppe YETI SANCTION unterwegs, nahm eine House-Single auf und erstellte die Backing-Tracks für die Hip-Hop-Band seines Neffen. Schließlich wurde Mick Collins auch noch zum Charakter in einem Comic – was jeder, der den Mann persönlich kennt, für ein perfektes Arrangement hält. In der Tat hat er, der mit Mitte Dreißig noch zu Hause bei seiner Mutter in Detroit wohnt und sich dort seinen Interessen (Homerecording, Rock'n'Roll-Archäologie und Naturwissenschaften) widmet, auch im realen Leben Comicqualitäten.

THE DIRTBOMBSDoch schon seit den frühen 90er Jahren sprach Mick Collins immer wieder von einer ominösen Band namens THE DIRTBOMBS (die vielen irgendwann als ein Hirngespinst erschienen, da sie nie Konzerte gaben und auch keine Platten veröffentlichten). Zwei Bässe und zwei Schlagzeuge sollten THE DIRTBOMBS haben (was wie eine Antithese zu den komplett "basslosen" und mit nur einer Trommel ausgerüsteten GORIES erschien) und von den Avantgarde-Rockern SILVER APPLES sollten sie ebenso beeinflusst sein wie von den härteren britischen New-Wave-Bands der späten 70er Jahre. Irgendwann um das Jahr 1997 herum erschienen THE DIRTBOMBS dann tatsächlich auf der Bildfläche, veröffentlichten diverse Singles und später ein brachiales und lärmiges Rock'n'Roll-Album und wechselten andauernd das Line-Up (im Laufe der Zeit spielten unter anderem Mitglieder der Bands WHITE STRIPES, ROCKET 455, DETROIT COBRAS, THE HENTCHMEN, THE GORE GORE GIRLS, THE COME ONS und BANTAM ROOSTER bei THE DIRTBOMBS mit). Einziges dauerhaftes Mitglied von THE DIRTBOMBS ist – neben Mick Collins (Gitarre, Gesang) natürlich – ist Jim Diamond (der in seinem Tonstudio in Detroit unter anderem schon mit ANDRE WILLIAMS, JON SPENCER und den NEW BOMB TURKS gearbeitet hat) an einem der beiden Bässe.

THE DIRTBOMBS - "Ultraglide In Black"Mit ihrem zweiten, gerade aktuell erschienen Album mit dem Titel "Ultraglide In Black" (In The Red Records) beweisen THE DIRTBOMBS nun wieder einmal, daß sie nicht wirklich "greifbar" sind – denn die Platte klingt komplett anders als das brachiale Erstlingswerk "Horndog Fest". Es ist in erster Linie eine Hommage an die "Black Music", mit der Mick Collins aufgewachsen ist, und so spielen THE DIRTBOMBS darauf ausschließlich alte Soul-Klassiker der 60er und 70er Jahre – im Original unter anderem von SAM COOKE, SMOKEY ROBINSON, CURTIS MAYFIELD, BARRY WHITE, STEVIE WONDER und GEORGE CLINTON – nach. Das Ergebnis ist spröde, hart und extrem tanzbar zugleich – und so ungefähr das genialste und eigenständigste, was im weiten Bereich des Garage-Blues-Rock'n'Roll in den letzten Jahren produziert wurde. Schlußendlich scheint Mick Collins mit THE DIRTBOMBS also dort angekommen zu sein, wo ihn viele schon immer voreilig ansiedeln wollten: Im klassischen, soul-beeinflussten Rock'n'Roll seiner Heimatstadt Detroit. Doch noch immer gilt das, was das amerikanische Moo Magazine einst über ihn und seine Bands im allgemeinen schrieb (und was unserer Meinung nach nicht adäquat übersetzt werden kann und deshalb im englischen Original verbleiben muß): "The songs often sound like an autopsy performed by unqualified savages using stone and wooden tools upon a patient whose heart is still beating. And over top of all the racket is Mick's voice, grunting, growling, and shouting in what I'm convinced is our era's best singing voice – it's deep and rich, like the feeling of a sip of good whiskey coating your throat as it goes down and the resulting, slow spreading warmth that goes through your whole body".

BANTAM ROOSTER: Tom Jackson Potter, Gitarrist und Sänger von BANTAM ROOSTER, wuchs auf einer Farm auf und war baff erstaunt, als ihm klar wurde, daß nicht jedermann weiß, was ein "Bantam Rooster" ist. Und zwar ist das eine Sorte von Hahn, die etwas kleiner als andere Rassen, aber dafür besonders gemein, grimmig und zäh ist. Und weil sie eben etwas kleiner sind, werden sie gerne bei Hahnenkämpfen eingesetzt – die Leute unterschätzen ihre Stärke und wetten nicht auf sie.

Auch die 1994 von Tom Jackson Potter gegründeten BANTAM ROOSTER werden wohl gerne einmal unterschätzt, da sie "kleiner" sind als die meisten Bands – sie bestehen nämlich nur aus zwei (heutzutage manchmal drei) Musikern. Das Duo ist jedenfalls die einzige der drei Bands, die zuvor schon mal in Deutschland auf Tour war. Mitte der 90er Jahre (vorigen Jahrhunderts) war das, als BANTAM ROOSTER bei dem damals in Hamburg ansässigen Label Crypt Records unter Vertrag standen. Nur mit Schlagzeug und einer Gitarre bewaffnet BANTAM ROOSTER - "Fuck All Y'All"erspielten sich BANTAM ROOSTER damals den Ruf, eine der eigenständigsten der vielen Blues-Punk-Bands zu sein. Und auch wenn Tom Jackson Potter (Gitarre, Gesang) und Mike Alonso (Schlagzeug) heutzutage sowohl bei Plattenaufnahmen als auch bei Konzerten teilweise von Jim Diamond (der zusammen mit Tom Jackson Potter auch bei THE DIRTBOMBS spielt) an der Orgel oder der zweiten Gitarre Unterstützung bekommen, blieb der Sound von BANTAM ROOSTER im wesentlichen unverändert und ihre Blues-Punk-Stomper – die ein wenig an die (frühen) JON SPENCER BLUES EXPLOSION erinnern – besitzen auch weiterhin grundsätzlich Ohrwurmcharakter.

Die Diskographie von BANTAM ROOSTER umfaßt heutzutage unzählige Veröffentlichungen – deshalb sei nur kurz darauf hingewiesen, daß ihr aktuelles Album "Fuck All Y'All" heißt und beim kalifornischen Label Sympathy For The Record Industry erschienen ist.

THE COME ONSTHE COME ONS: Etwas leichtere und eingängigere musikalische Kost (aber dabei keinen Deut weniger musikalische Klasse!) als die beiden anderen Bands bieten die zwei Mädchen und zwei Jungs von THE COME ONS. Die noch recht junge Band – gerade eben ist das zweite Album von THE COME ONS bei der kalifornischen Plattenfirma Sympathy For The Record Industry erschienen – spielt "ass-shaking" 60's-Party-Soul und Rhythm'n'Blues im typischen Garage-Sound und inklusive der obligatorischen Orgel. Damit stehen THE COME ONS in allerbester Tradition der klassischen Soul-Ära Detroits (Motown!). Nicht zuletzt durch die Sängerin erinnert der Sound von THE COME ONS etwas an die genialen DETROIT COBRAS – und das heißt ja nun wirklich was! Non-Stop-A-Go-Go-Party! – Da qualmen die Socken!

 

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